Ich habe lange gezögert, Scrivener für meinen Blog »Gedankensprünge« zu benutzen. Es erschien mir als ein unnötiger Zwischenschritt in meinem Workflow zwischen Textentwurf und Veröffentlichung. Das ging nämlich – einschließlich der Verwaltung der Posts – anfangs ganz gut mit WordPress. Was mich schließlich dazu bewog, es doch mit Scrivener zu probieren, waren
- Neugier
- Die zunehmende Unübersichtlichkeit bei der Verwaltung der Beiträge direkt in WordPress. Bei inzwischen mehr als 70 Posts zu völlig unterschiedlichen Themen wurde es allmählich schwierig, die Übersicht zu behalten, und umständlich, alte Beiträge wiederzufinden.
Struktur
Ganz wichtig ist, dass man eine vernünftige Struktur schafft und sich bestimmte Arbeitsabläufe überlegt, bevor man den ersten Beitrag schreibt.
Ich habe das so gemacht: Für die Blogbeiträge gibt es für jedes Jahr einen Ordner im Binder und für jeden Monat einen Unterordner. Das gleiche gilt für die Bilder. Die Beiträge lege ich aber zuerst in einem separaten Ordner »Planung« an und verschiebe sie erst dann in den jeweiligen Monatsordner, wenn sie veröffenlicht werden. Bei dieser Gelegenheit verpasse ich dem Beitrag ein Label, das bei mir »Hauptkategorie« heißt und einer Kategorie in WordPress entspricht. Für die Bilder verzichte ich auf den »Planung«-Ordner; sie sammle ich im Jahresordner und verschiebe sie bei Bedarf in den jeweiligen Monatsordner.
Texterfassung
Ich schreibe Texte in der ersten Fassung oft in einem simplen Editor ohne irgendwelche Formatierungen und sichere sie in der Dropbox. Das hat den Vorteil, dass ich von überall und mit beliebiger Hardware auf den Text zugreifen kann. Erst die Feinarbeit mache ich zu Hause mit Scrivener. Feinarbeit heißt in diesem Fall: Korrekturen, stilistische Verbesserungen usw.
Die Dokument-Notizen benutze ich für alle zusätzlichen Informationen, die nicht Teil des Textes selbst sein können. Das sind Verweise auf die Fotos (mittels Scrivener-Link) und die Adressen der Internetseiten, die im Blogbeitrag verlinkt werden sollen.
Den fertigen Blog-Beitrag übertrage ich per copy & paste in den WordPress-Editor für die Endbearbeitung.
Bilder
Für viel zusätzlichen Aufwand sorgen die Bilder, weil es keine Schnittstelle für Bilder zwischen Scrivener und dem Blog-Editor gibt (ich habe jedenfalls noch keine entdeckt). Das heißt, ich füge die zuvor bearbeiteten Bilder, die für die Beiträge vorgesehen sind, zunächst in Scrivener hinzu, beschrifte sie in den Dokument-Notizen und versehe sie mit einem Scrivener-Link zum entsprechenden Beitrag. Das dient einzig der Archivierung. Dann lade ich sie noch einmal zu WordPress hoch und übertrage die Beschriftung.
In WordPress müssen die Bilder an der richtigen Stelle im Text platziert werden. Es ist nach meiner Erfahrung nicht sinnvoll, über die genaue Platzierung schon in Scrivener zu entscheiden, ich mache das in WordPress und arbeite dabei viel mit der Vorschau.
Links
Mit Links ist es ähnlich wie mit Bildern: Sie werden erst in WordPress eingefügt. Mit Hilfe von Multimarkdown kann man URLs von Scrivener zwar in den Blogtext übertragen, aber sie sind dann nicht als Link hinterlegt, sondern stehen nur im Text. Ich sammle stattdessen die Urls in den jeweiligen Dokument-Notizen und benutze diese als Kopiervorlage. Die Multimarkdown-Methode ist vielleicht hilfreich, wenn man sehr, sehr viele Links setzen möchte. Dann übersieht man so schnell nichts.
Fazit
Das Bloggen mit Scrivener erfordert im Vergleich mit dem direkten Weg Mehraufwand. Wer nur alle paar Wochen oder gar Monate einen Blogbeitrag postet, kann sich diesen Aufwand eigentlich sparen. Wer allerdings fleißig postet, der ist mit Scrivener gut beraten, wenn er/sie das Programm als Archiv versteht. Es ist sehr übersichtlich und leicht handhabbar.